Vor 50 Jahren: Der Grosse Rat sagt einmütig Ja zum Bau des Heuwaage-Viadukts

Es war noch nicht die Zeit des breiten Widerstands gegen die Baufreudigkeit im Strassenverkehr und neue Parkplätze: Am 20. Mai 1965 stimmte der Grosse Rat 52 Millionen Franken für den Bau des Heuwaageviadukts, inklusive zweier Parkhäuser, ohne Gegenstimme zu. Der Heuwaageviadukt bildete die erste Etappe des Cityrings.

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Das Heuwaage-Viadukt im Bau © Staatsarchiv BS 

 

Das finanziell gewichtige Bauvorhaben wurde im Grossen Rat zügig durchgewunken, ohne kritische Voten. Zu offensichtlich schien die Notwendigkeit, den explodierenden motorisierten Durchgangsverkehr mittels eines äusseren Autobahn- und eines inneren Cityrings von der Innenstadt fernzuhalten und die Parkierer auf Grossgaragen nahe der Innenstadt zu verteilen.

Mit den neuen Parkhäusern Elisabethen und Steinen, die in die Brückenköpfe integriert wurden, kam Basel zu über 1200 neuen Parkplätzen.

«Gute städtebauliche Lösung» versus «scheussliches Stahlmonument»

Der Heuwaage-Viadukt, von Baudirektor Max Wullschleger als gute städtebauliche Lösung propagiert, war 1970 vollendet – doch mittlerweile schlug der Cityring-Idee durch Umweltschutzbewegungen ein rauer Wind entgegen. So prangerte das «Aktionskomitee gegen den Cityring und für ein wohnliches Basel» das «scheussliche Stahlmonument» an, für welches die Elisabethen- und Steinenschanze gerodet werden musste.

Allerdings konnte auch ein Referendum die Weiterführung des Cityrings, zunächst vom Heuwaageviadukt zum Spalentor, nicht verhindern; das Volk stimmte 1970 mit über 60% zu. Der Grosse Rat selbst stand weiterhin einmütig hinter einem leistungsfähigen Cityring – die Progressiven Organisationen Basel (POB), die u.a. mit Baumbesetzungen und der Gratistraminitiative lautstark für mehr Umweltschutz und gegen den Strassenausbau zu Felde zogen, nahmen erst 1972 Einsitz im Grossen Rat.

1971: Vortritt für den ÖV in der Innenstadt

Der Grosse Rat kam jedoch analog dem Meinungsumschwung in der Bevölkerung schon vorher vom Prinzip ab, dem Auto überall die Vorherrschaft im Strassenverkehr zu überlassen. Im September 1971 fällte er den Grundsatzbeschluss, dass in der Innenstadt Tram und Bus der Vorrang vor dem Individualverkehr zuzukommen habe.

   

Schwarz-Weiss-Bild: Das Heuwaageviadukt im Bau, riesige Baustelle vom Bahnhof SBB bis hinunter zur Heuwaage.

            Baustelle Heuwaageviadukt beim Bahnhof SBB, Juli 1969

 

Text Eva Gschwind, Parlamentsdienst Basel-Stadt 

Quellen: Grossratsprotokolle vom 20.05.1965, 20.11.1969 und 23.09.1971; Aktionskomitee gegen den Cityring (Staatsarchiv BS) 

Bilder: Staatsarchiv Basel-Stadt. Oben: BSL 1013 1-4031 1, unten: BSL 1013 1-4206 1 (beide Hans Bertolf).